Me And Reas Bittersweet

ME AND REAS

“Bittersweet”
LP, digital
04.03.2022

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Me And Reas

Es heißt, einen guten Pop-Song macht aus, dass er einen für 2 Minuten 30 Sekunden aus dem irdischen Jammertal reißt. Genau so erging es Andreas Leopold Jäger. Am Tag vor seinem 30. Geburtstag steht er an der Ampel, dumpf brütend ob der mächtigen neuen Lebenszahl – als im Radio der alter Smasher „Dammit“ von Blink 182 läuft. Tausendmal gehört, dringen die Textzeilen in diesem Moment plötzlich durch den trüben Nebel dieser mittelschweren Lebenskrise, der unseren Helden umwölkt: „But everybody’s gone and I’ve been here for too long, to face this on my own – well, I guess: this is growing up“. Und der schreckt auf und denkt sich so: „Hey, das ist genau mein Lebensgefühl gerade!“. Kaum daheim, schreibt Andreas Leopold Jäger (wie – fun fact – an jedem Geburtstag, seit er 16 geworden ist) in einem Rutsch den Anti-Geburtstagssong „Thirty“.

Dass sich dieses Thema nun wie ein roter Faden durch das verflixte dritte Album des Nürnberger Indie-Folk-Pop-Aushängeschild Me&Reas zieht, war nicht geplant. Doch wie es so läuft im Leben: Mach einen Plan in Leben, und Gott lacht. „Thirty“, „Confessions“, „All Your Love“ oder auch der alte Fan-Fave „The Journey“, den die Band neu eingespielt hat – tatsächlich dreht sich das Gros der Lieder auf „Bittersweet“ ums Aufwachsen, ums Hadern mit der Adoleszenz und überhaupt um dieses lächerliche Ereignis Älterwerden, das man immer wieder verzweifelt zu greifen versucht.

Persönliches in Worte und die eigene Gefühlswelt in Melodien zu kleiden, die man dann mit der Welt teilt und in denen sich der Hörer wiederfindet, das konnte Andreas Leopold Jäger schon immer ganz vorzüglich. Deshalb taufte er einst auch seine Band so: MeANDreas – ich, Andreas, kurz: Me&Reas.

Auf dem brandneuen dritten Studioalbum der Nürnberger Indie-Folk-Pop-Truppe Me&Reas finden sich elf Lieder, mit denen sich Andreas Leopold Jäger erneut als talentierter Indie-Songwriter mit Pop-Apeal empfiehlt. Der Mann hat nicht nur ein Händchen für unwiderstehliche Ohrwürmer, sondern auch diese wunderbar-leise Melancholie-Note, die stets mitschwingt. Diese unauffällige Kombi ergibt den klaren Signature-Sound von Me&Reas. Und dazu dann immer wieder diese Chöre, bei denen einem das Herz sperrangelweit aufklappt …

Da „Bittersweet“ ausschließlich auf Vinyl, sprich: LP, erscheint (und digital natürlich), gibt das Format zwei Albumseiten vor, die unterschiedlich ausgefallen sind und dadurch nachgerade perfekt abbilden, um was es bei Me&Reas geht. Die sechs Lieder auf der A-Seite entstanden im Studio – laut, klar, kraftvoll, ausgecheckt und vor allem im Full-Band-Format. Die fünf Nummern auf der B-Seite hingegen entstanden in den stillen Tagen daheim im Wohnzimmer – ruhig und in sich gekehrt (da ohne Schlagzeug), zugleich aber auch spontan und experimentierfreudig.

Zusammengefasst zu einem Album fächert „Bittersweet“ ganz wunderbar die komplette musikalische Bandbreite von Nürnbergs Indie-Folk-Pop-Helden auf – und bringt auf den Punkt, um was es bei Me&Reas geht: Das Leichte und das Schwere reichen sich die Hand. „Bittersweet“ eben: weil das Leben nun mal nicht eindimensional ist, sondern oft einfach nur süßsauer.

Das Tempo ist zackig, die Hitdichte hoch, der Humor scheiß-geil. Wieder schaffen es Me&Reas, dass der Zuhörer sich fühlt wie bei Andreas und seiner Bande im Wohnzimmer oder besser noch am WG-Küchentisch. Aus Alltagserfahrungen werden tanzbare Indie-Folk-Pop-Perlen, die Abenteuer versprechen und wie gemacht sind für die Bühnen dieser Welt. Ich sach mal so: Läuft bei Andi Jäger und seiner vorzüglichen Band, die ihn seit zehn Jahren treu begleitet (und für die heute mehr denn je gilt: Fünf Finger sind ‘ne Faust!).

Das Programm ist gestartet, Me&Reas haben geliefert. Der Rest muss jetzt draußen in der Welt passieren. Egal ob auf großen Sommerfestivalbühnen oder in familiären Großstadt-Indie-Clubs, unverstärkt in der Fußgängerzone, kuschelig in Fan-Wohnzimmern oder bei einer weiteren spontanen Akustik-Session irgendwo im Nirgendwo: Me&Reas-Konzerte sind Feste, bei denen getanzt und getobt, gelacht und geweint, gesungen und gesprungen wird und sich alle – vor und auf der Bühne – in den Armen liegen. Zumindest wir wissen von keinem, der nach so einem Abend nicht nassgeschwitzt, melodiebesoffen und ziemlich glücklich nach Hause getaumelt ist …
“Bittersweet” erscheint im März 2021 über Uncle M Music in zwei aufregenden Vinyl-Farben und digital. Im Anschluss sind M&R deutschlandweit auf Tour – Tickets und Albumvorbestellung auf www.uncle-m.com